Schulgemeinde

Brief an die Schulgemeinde

Amöneburg, 07. Juni 2019 

Liebe Eltern, 

 

heute schreibe ich Ihnen meinen letzten Elternbrief, den ich deshalb überwiegend in Form eines Rückblickes verfassen möchte. 37 Jahre lang durfte ich an der Stiftsschule wirken und gestalten, durchgängig als Lehrer für Mathematik und Biologie, 14 Jahre lang als Fachsprecher Mathematik von 1991 bis 2005, 6 ½ Jahre lang von 1997 bis 2003 als Fachbereichsleiter Mathematik/Naturwissenschaften, 4 Jahre von 2005 bis 2009 als stellvertretender Schulleiter und schließlich von September 2009 bis diesen Sommer als Schulleiter. Ursprünglich aus reiner Verlegenheit – nach Studium und Universitätstätigkeit in Karlsruhe und Referendariat in Mainz an dieser Schule gelandet, fasste ich hier doch schnell Fuß und wollte schon nach kurzer Zeit gar nicht mehr weg. Im Nachhinein bin ich meinem Schicksal sehr dankbar, dass es mich an diese Schule geführt hat. Ein besonderes Maß an Dankbarkeit empfinde ich dafür, dass ich diese Schule zehn Jahre lang leiten durfte. Das Nachdenken darüber, was denn den „Spirit“ der Stiftsschule ausmacht, führt stets zum ausgeprägten Zusammengehörigkeitsgefühl, das Schüler, Lehrer- und Elternschaft, also die gesamte Schulgemeinde auszeichnet. Dazu zähle ich auch die vielen Ehemaligen, die es immer wieder „auf den Berg“ zieht und die oftmals Ihre eigenen Kinder unserer Schule anvertrauen. Dieser gute Geist der Gemeinsamkeit trägt auch einen Schulleiter bei der Erfüllung seiner Aufgabe, die grundlegenden Entwicklungen der Schule voranzutreiben und zu verantworten. Auch ein Schulleiter ist dabei stets nur ein Rad im Getriebe.  

Baumaßnahmen

 Vor allem ins Auge fallen die Millionenprojekte Umgestaltung des Rabanushauses in 2010/2011, Errichtung von Mensa/PC-Zentrum/Kletterhalle in 2014/2015 und Sanierung des Thomashauses in 2018/2019. Wichtige Meilensteine waren auch die Erneuerung des Biologietraktes in 2008, die Einrichtung eines Fachraumes für Darstellendes Spiel in 2009, die Modernisierung eines Physik-Übungsraumes in 2012, die Umwandlung des alten Computerraumes M11 in einen Klassenraum und die Einrichtung eines neuen SchülerLeseraums, beides in 2017.  Als nächstes steht die Umwandlung des alten Projektionsraums B31 in einen Klassenraum an. Auch die Umgestaltung der momentan provisorisch genutzten Räume der Verwaltung in Kursräume wird in absehbarer Zeit erfolgen. Als vorläufig letzte größere Maßnahme ist der alte Tischtennisraum zu sanieren, für den es dann mehrere Nutzungsmöglichkeiten geben wird. 

Infrastruktur

Alle sanierten Gebäude wurden und werden neu ausgestattet. Die zwischen Aula und Halle in 2013 eingefügte Trennwand ermöglicht seitdem eine störungsfreie gleichzeitige Nutzung beider Gebäudeteile. Zwischen 2011 und 2013 wurden in verschiedenen Treppenhäusern feuerfeste Sitzgelegenheiten installiert, die Außenanlage vor dem Teresahaus völlig umgestaltet und der Rabanushaushof erneuert. Die Mittelstufenklassen erhielten 2016 Schülerfächerschränke. In diesem Sommer werden die Kursräume des Teresahauses neu möbliert werden.

IT-Bereich

Im Rahmen der Sanierung des Rabanushauses entstand dort ein Multifunktionsraum mit 16 Rechner-Arbeitsplätzen. Seit 2015 verfügt die Schule über ein dreiteiliges PC-Zentrum mit 43 Arbeitsplätzen, die von einer Vollzeitkraft verwaltet werden. In den Fachräumen aller drei Naturwissenschaften steht eine ausreichende Anzahl von Schüler-Laptops zur Verfügung. Seit Sommer 2017 wurden nach und nach die Kurs- und Klassenräume mit Beamer und Notebook bestückt. Nachdem auch das Teresahaus in diesem Sommer entsprechend ausgestattet sein wird, stehen hierfür nur noch wenige Räume des Elisabethhauses an. 

Unterrichtsformen

Die Modernisierung der räumlichen und sächlichen Ausstattung der Schule unterstützt den langfristigen Prozess weg vom Frontalunterricht hin zum individualisierten Lernen und Arbeiten in Kleingruppen. Im Zeitraum von 2013 bis heute haben wir den Förder- / Projektunterricht durchgängig zweistündig von Klasse 5 bis 10 so eingerichtet, dass er den Schüler/innen einen Jahr für Jahr anwachsenden Grad an Selbstständigkeit zugesteht und zugleich abverlangt. In den Klassen der Sekundarstufe I verlagern wir die traditionellen Hausaufgaben in den Unterricht, so dass sich - die nicht abgeschaffte – häusliche Arbeit vor allem auf Vokabellernen und das Nachbereiten des Unterrichts im Sinne einer langfristigen Vorbereitung auf Klassenarbeiten und Lernkontrollen konzentriert. 

Schule als Lebensraum

Noch in 2005 endete für jeden Schüler/in der Sek I der Unterricht täglich um 13 Uhr, lediglich die 8. bis 10. Klassen wurden mittwochs bis 15.20 Uhr unterrichtet. Inzwischen ist es selbstverständlich, dass sich alle Schüler/innen montags bis donnerstags von 7.45 Uhr bis mindestens 14.30 Uhr an der Schule aufhalten (incl. Mittagspause mit Essens- und Beschäftigungsangeboten). Hierbei wird das Ausfallen von Lehrkräften bis einschließlich Klasse 10 durch den Einsatz von Vertretungslehrern und in der Oberstufe durch Aufgabenstellungen kompensiert. Eltern können sich auf die versprochenen Zeiten der Beschulung ihrer Kinder verlassen.

Kirchlichkeit

Unserer Schüler/innen erhalten reichlich Gelegenheit, ihren Glauben zu praktizieren und sich mit ihm auseinanderzusetzen. Religionsunterricht ist konfessionell getrennt verpflichtend bis zum Abitur zu belegen, Leistungskurse in katholischer und in evangelischer Religionslehre zählen zum Standardangebot, auch im Grundkursbereich finden jährlich zahlreiche Abiturprüfungen statt. Wöchentliche Montagsandachten der 5. und 6. Klassen und regelmäßige Gottesdienste-ökumenische wie auch nach Konfessionen getrennte - finden über das Schuljahr verteilt für alle Jahrgangsstufen statt. Jeder Unterrichtstag beginnt mit einem Gebet oder spirituellen Impuls. Jedem Schüler und jeder Schülerin werden im Laufe der Schulzeit mehrere Gelegenheiten zum besonderen sozialen Engagement geboten. Ein katholischer Diakon und eine evangelische Pfarrerin arbeiten als Schulseelsorger eng  

zusammen und verstärken durch ihr Wirken den sich an der Stiftsschule immer mehr herausbildenden ökumenischen Prozess. 

Fachliche Profilierungen

Jedes Fach wird an der Stiftsschule wertgeschätzt. Dies äußert sich am sichtbarsten darin, dass bei uns in jedem in Frage kommenden Fach (für Französisch und Darstellendes Spiel ist das nicht möglich) Leistungskurse angeboten und bei ausreichender Nachfrage eingerichtet werden. Das gilt seit 2011 auch für Kunst und seit 2015 auch für Sport.  

 

Ein Alleinstellungsmerkmal im regionalen Umfeld verschafft unserer Schule ihr sprachliches Profil. Mit Latein und Englisch lernen unsere Schüler/innen ab Klasse 5 gewissermaßen zwei erste Fremdsprachen. Hierzu erfuhr das Fach Englisch in den letzten 14 Jahren eine immer stärkere Aufwertung. Auch durch die Verpflichtung, ab Klasse 8 mit Griechisch oder Französisch eine weitere Fremdsprache zu erlernen, unterscheiden wir uns von anderen Gymnasien. Auf diese Weise vermitteln wir einer bestimmten Schülerklientel eine in heutiger Zeit nur noch selten vermittelte altsprachliche Bildung und ermöglichen dem anderen Teil der Schülerschaft die Chance, eine Beziehung zu unserem wichtigen Nachbarland aufzubauen.  Wir achten darauf, dass die anderen Fachbereiche angesichts dieses sprachlichen Schwerpunkts nicht zu kurz kommen. In Mathematik nehmen alle unsere Schüler/innen an drei Wettbewerben teil (in den Jahrgangsstufen 6, 8 und 10); darüber hinaus beteiligen sich einige von ihnen am jährlichen Bundeswettbewerb. An den Wettbewerben „Jugend trainiert für Olympia“ nehmen regelmäßig Gruppen unserer Schule teil und haben in den letzten Jahren einige gute Platzierungen im jeweiligen Landesentscheid erzielt. Die Fächer Physik, Chemie, Biologie und Kunst profitieren von ihren gut ausgestatteten Fachräumen und in der Oberstufe von den in der Regel günstigen Gruppengrößen. Speziell für Deutsch, Geschichte und PolitikWirtschaft erweist sich die verbesserte IT-Ausstattung der Klassen- und Kursräume als großer Gewinn. Der Erfolg der musikalischen Erziehung zeigt sich immer wieder im Rahmen der über das Jahr verteilten Auftritte. Schließlich hat unsere Theaterarbeit - ausgelöst durch das Jubiläumsjahr 2010 - einen deutlichen Aufschwung erfahren, was sich im Wirken und in den Aufführungen von vier nach Alter gestaffelten Gruppen niederschlägt. 

Liebe Eltern, 

 

dieser Überblick zeigt Ihnen, was sich in einem Zeitraum von rund zehn Jahren an unserer Schule getan hat. Ermöglicht wurde all das Bilanzierte durch das Bistum Fulda, das reichlich Kirchensteuermittel in seine bischöfliche Schule investiert, durch staatliche Stellen, durch unseren Förderverein und unseren Ehemaligenverein Amoeneburgia, durch die Unterstützung der Eltern und der Schülerschaft und nicht zuletzt dank des Engagements der Mitarbeiter/innen und Lehrkräfte. Für alles, was ich angesprochen habe, gilt, dass die Stiftsschule sich im Prozess befindet, dass es stets weiter geht, dass Neues erprobt, Altes verworfen, Vieles beibehalten und zugleich weiterentwickelt wird. Hierfür wird ab dem  01. August der neue Schulleiter die - letzte - Verantwortung tragen.  Zu guter Letzt möchte ich mich bei Ihnen und Ihren vielen Vorgängern dafür bedanken, dass stets eine fruchtbare Zusammenarbeit und ein konstruktiver Austausch möglich gewesen ist. 

 

Ihr Hans-Georg Lang, Schulleiter