Presse

Kritik am Überfluss der modernen Welt

Stiftsschüler führten „L. liebt ..." auf

Stadtallendorf. Die Theater AG der Stiftsschule Amöneburg zeigte gestern auf dem Hessentag das Stück „L. liebt ..." von Thomas Gehrke. Die moderne Adaption von Büchners „Leonce und Lena" kritisiert die heutige Welt der Reichen und Schönen, die keinen Platz mehr für Authentizität bietet.  
Im weißen Tennisanzug posiert der reiche Gigolo Roberto (Michael Fischer), für die ihn umlagernden Reporter. Lena (Marie Lemor), sie ist die Tochter des Spielzeugmillionärs „König" Peter Faul (Jakob Gasiorek), soll den ihr unbekannten und ebenfalls reichen Leonce (Simon Losekam) heiraten. Doch Lena, die deprimiert auf der Suche nach dem Sinn des Lebens ist, beschließt, sich nicht zur „Firmenmasse ihres Vaters" zählen zu lassen und ergreift mit Freundin Valeria (Viktoria Selle) die Flucht.


Die Stiftsschüler begeisterten das Publikum. (Foto: Karin Waldhüter)  
Indes macht sich auch Leonce mit seiner Gouvernante (Tina Bornmann) auf die Reise nach Italien, um aus dem gesellschaftlichen Zwang auszubrechen. Dort endet ihre Sinnsuche und die beiden verlieben sich.
Während Büchner in seinem Stück Leonce und Lena die höfische Welt des 19. Jahrhunderts kritisiert, geht es in der modernen Bearbeitung um den Überfluss der heutigen Welt, in der kein Platz mehr für Authentizität ist und in der die Menschen nur noch funktionieren. So bewegen sich die Diener (Lea Hasselbach, Marlen Faust, Anne-Marie Schindler und Serena Nüsing), robotergleich und per Knopfdruck. Sie stehen für den Verlust jeglicher Authentizität.
Kritisiert wird auch die Allgegenwärtigkeit der Medien, symbolisiert durch die immer anwesenden Reporter (Martha Berwanger, Melanie Bieker, Melissa Blank und Serena Nüsing). Inszeniert wurde das Stück von den beiden Lehrern Stefan Völker und Petra Städer.

2.6.2010

von Karin Waldhüter
Quelle: Oberhessische Presse vom 2.6.2010