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Stiftsschüler gedenken ermordeter jüdischer Familie

Seit zehn Jahren erinnert Mahnmal an Holocaust-Opfer

Seit mittlerweile zehn Jahren existiert das Mahnmal, das auf dem Gelände der Stiftsschule an die jüdische Familie Stern erinnert.  
Amöneburg. Am Mahnmal der ermordeten Angehörigen der jüdischen Familie Stern auf dem Schulhof der Stiftsschule St. Johann gedachten Schulleitung, Lehrerschaft und rund 550 Schüler der Jahrgangsstufe sieben bis elf der ehemaligen Amöneburger Mitbürger. In Anwesenheit von Amnon Orbach, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Marburg, Reinhard Forst, Armin Hedwig und anderen Gästen erinnerten Schulleiter Hans-Georg Lang und stell- vertretender Schulleiter Thomas Feldpausch anlässlich des Jahrestags der Reichspogrom-nacht an die Geschehnisse, die in der Nazizeit zur Deportation und Ermordung der Amöneburger Familie Stern geführt hatten.

Amnon Orbach betete vor den Schülern für alle Juden, die in Konzentrationslagern ermordet wurden. Foto: Alfons Wieber  
Von den am Ort geborenen und längere Zeit dort wohnhaften Angehörigen der Familie waren alle bis auf Siegfried Stern von den Nationalsozialisten zunächst in Ghettos verschleppt und danach in den Konzentrationslagern ermordet worden. Mit einem hebräischen Lied betete Amnon Orbach für alle Juden, die bis 1945 in den Konzentrationslagern ermordet worden waren. Mit einem christlichen Gebet schlossen sich die Schulpfarrer Marcus Vogler (kath.) und Lars Ludolph (ev.) dem Gedenken an. Das Mahnmal unmittelbar neben dem Eingang des Hauptgebäudes befindet sich genau an der Stelle, an der ehemals das Wohnhaus der Familie Stern gestanden hatte. Das Fachwerkgebäude war im Jahr 1962 im Zuge der Erweiterung der Stiftsschule abgerissen worden. Vor allem auf Betreiben von Reinhard Forst, ehemaliger Lehrer an der Stiftsschule, war die kleine Gedenkstätte im Jahre 2000 auf dem Schulhof der Stiftsschule errichtet worden. Das Denkmal besteht aus sechs senkrecht stehenden Basaltsäulen, die auf die unterschiedlichen Generationen der ermordeten Familie hinweisen soll. Eine Tafel mit der Inschrift: „Hier lebte die jüdische Familie Stern, deren Mitglieder außer Siegfried Stern in Konzentrationslagern des Dritten Reiches umgekommen sind. Möge ihr Leid eine dauernde Mahnung zu Mitmenschlichkeit sein", verdeutlicht den Bezug zu den ehemaligen Amöneburger Mitbürgern. In bewegenden Worten erinnerte Reinhard Forst an die Enthüllung des Denkmals am 8. Mai 2000.
Dazu kamen damals auch die Witwe von Siegfried Stern, ihre vier Kinder und weitere zehn Familienangehörige aus den USA nach Amöneburg. „So etwas habe ich noch nicht erlebt", lobte Ammon Orbach das Interesse der Schülern an der kleinen Gedenkstunde.

16.11.2010

von Alfons Wieber

Quelle: Oberhessische Presse vom 16.11.2010