Wohl selten passt das Wort vom „Urgestein“, das die berufliche Tätigkeit gegen den wohlverdienten Ruhestand eintauscht, so sehr wie in diesem Fall. Ursula Hübscher verlässt die Stiftsschule nach insgesamt 41jähriger Zugehörigkeit. 19 Jahre davon war sie als Pädagogische Leiterin Mitglied der Schulleitung und hat somit maßgeblichen Anteil am guten Ruf der Schule, was insbesondere im Grußwort der leitenden Schulamtsdirektorin Julia Metzger während der Verabschiedungsfeier zum Ausdruck gebracht wurde. Insbesondere sprach Metzger der künftigen Pensionärin ihren Dank für den Aufbau und die Umsetzung des Förderkonzepts aus, das im Zuge der Rückkehr zu G9 installiert wurde.
Schulleiter Hans-Georg Lang verdeutlichte in seiner
Ansprache, dass der Name „Hübscher“ mit vielen Bausteinen der heutigen Prägung
der Stiftsschule verbunden ist. Direkt nach dem ersten Staatsexamen übernahm
Ursula Hübscher einen halbjährigen Lehrauftrag an der Stiftsschule, ehe sich
dann an der gleichen Schule auch das Referendariat anschloss und die nahtlose
Übernahme nach dem 2. Staatsexamen folgte. In der frühen Zeit bereits konnte Ursula
Hübscher an der Entwicklung und Umsetzung des „Glücks“-Projekts mitwirken
(„Gleitender Übergang durch curriculare Kooperation“), womit die Schule ihren
Titel als „Schule mit besonderer Prägung“ erwirken konnte. Meilensteine waren
dann die Umsetzung der Stiftsschule in ein „G8“-Gymnasium und schließlich die
Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium, das aber nicht die Rückkehr in alte
Strukturen bedeuten sollte, sondern auch die veränderte Lebenswirklichkeit in
Familie und Gesellschaft zu berücksichtigen hatte, wie Ursula Hübscher selbst
in ihren Dankesworten zum Schluss der Feierstunde hervorhob. Sie machte den Weg
mit von einer Halbtagesschule zum heute selbstverständlichen Lebensraum Schule
mit all seinen Nebenaspekten, die zu berücksichtigen sind, wenn so etwas
gelingen soll.
In den Gruß- und Dankesworten von Elternschaft, Mitarbeiter-
und Schülervertretung, sowie Ursula Hübschers Fachkollegen aus den Fächern
Physik und Mathematik kamen immer wieder ihre hervorstechenden
Charaktereigenschaften zum Ausdruck: Unermüdlicher Fleiß, Zuverlässigkeit,
Besonnenheit, Hilfsbereitschaft, Bescheidenheit und ähnliches mehr. Ihre
Fachschaften kleideten dies in ein humoriges Lied, in dem es heißt, dass sie
nie krank gewesen sei und - selbst als die Stimme weg gewesen sei - sie eben
mit Zettel und Stift kommuniziert habe, statt sich zu Hause auszukurieren.
Diese Unermüdlichkeit sprach auch der Schulleiter in seinen Worten an, als er
bemerkte, dass der Zeit- und Arbeitseinsatz manchmal schon als
„besorgniserregend“ einzustufen war. Die Kraft hierzu schöpfte Ursula Hübscher
stets aus ihrem tiefverwurzelten festen Glauben.
Auch in der Auswahl des musikalischen Programms kamen ihre
Religiosität und ihre Hobbies Chorgesang und Wandern zum Ausdruck. So sang der
Chor der Stiftsschulchorgemeinschaft, in der Ursula Hübscher selbst Mitglied ist,
unter der Leitung von Jürgen Pöschl „Im Grünen“ von Felix Mendelsohn Bartholdy
und „Ich hebe meine Augen auf“ von Johann Heinrich Lützel.
Besondere Überraschungen waren dann die Darbietungen von
Regina Rohrer (Klarinette) unter Begleitung von Harmut Raatz (Klavier), sowie
ein sehr launiger Auftritt von Thomas Martin (Klavier und Gesang) gemeinsam mit
dem ehemaligen Kollegen Bernd Mann (Gesang) zum Abschluss.
Auch wenn es viel Applaus für all die auftretenden
musikalischen Künstler gab, waren die standing ovations in diesem Fall der
Hauptperson Ursula Hübscher vorbehalten!
Jan-Gernot Wichert
© Stiftsschule St. Johann Amöneburg