Projekte
"Dem Täter auf der Spur"
-Kriminalfälle aus literarischer und naturwissenschaftlicher Sicht-
Kriminalfälle
üben auf die meisten Menschen eine besondere Faszination aus und das
Fernsehen trägt dieser Neigung insofern Rechnung, als dass eine
Vielzahl solcher Themen in Beiträgen, wie "Medical Detectives",
"Autopsie", oder "C. S. I." aufgegriffen wird. Sie laufen zur besten
Sendezeit und sind die Renner von Programmen wie Vox oder RTL 2. Bis zu
1,4 Millionen Deutsche schalten sie jede Woche ein.
Sie
machen den Zuschauer zum polizeilichen Ermittler. Die Frage "Wer ist
der Täter?" rückt dabei in den Hintergrund. Es geht vor allem um das
Wie: "Wie wird der Täter überführt?"... Forensic-TV beschäftigt Scharen
von Gerichtsmedizinern, Kriminalbiologen, Ballistikern und Fachleuten
für Spuren aller Art. Dazu gehören feine Schmauchpartikel aus
Schusswaffen, winzige Blutspritzer oder Profilabdrücke von
Autoreifen....
In der Projektwoche der
Stiftsschule wurde diese Faszination aufgegriffen und dabei die
zunächst schwierig erscheinende Verknüpfung mit den Kernfächern
Deutsch, Biologie und Chemie gesucht.
Mit unterschiedlichen Methoden konnten latente Fingerabdrücke im
Unterrichtsraum sichtbar gemacht und anschließend gesichert werden.
Diese unter dem Namen Daktyloskopie bekannte Möglichkeit zur
Identifizierung von Personen war vor Tausenden von Jahren schon den
Chinesen bekannt und inspirierte Ende der 1980er Jahre Sir Alec
Jeffreys zur Bezeichnung "Genetischer Fingerabdruck" für die von ihm
entwickelte Methode zur DNA-Typisierung.
Die Projektgruppe führte eine solche Bestimmung auf der Basis eigener
Speichelproben auch praktisch durch. Mit Hilfe der
Polymerase-Kettenreaktion (PCR) (1) und der Gel-Elektrophorese wurde
anhand eines typischen VNTR -Bereichs (2) der DNA (dem D1S80-Locus) ein
solcher Fingerprint erstellt.
Der literarische Projektteil
ermöglichte an Beispielen aus unterschiedlichen Epochen, die Grundzüge des
Kriminalromans und deren Wandel transparent zu machen.
Zentrales Element war die Lektüre und
Analyse des Romans "Das Versprechen",
den Friedrich Dürrenmatt 1958 mit "Requiem auf den Kriminalroman" untertitelte.
Im Roman stellt der Autor die gängigen Regeln eines
Krimis in Frage und damit auch die verbreitete Vorstellung, dass ein Verbrechen
immer durch Logik und Technik aufzuklären sei und sich damit nicht lohne.
Der fachlich hochkompetente
und menschlich engagierte Kommissär Matthäi scheitert in dieser Geschichte trotz
seiner durch Besessenheit charakterisierten Ermittlungsarbeit letztlich an
einem dummen Zufall und das dem Roman zu Grunde liegende Verbrechen bleibt
unaufgeklärt und damit ungesühnt.
Darüber
hinaus ist auch die Forensische Entomologie, die gerichtsmedizinisch relevante
Insektenkunde, ein wichtiges Arbeitsfeld von Kriminalbiologen. Der forensische
Entomologe beobachtet den Lebenszyklus und das Verhalten von Insekten, die auf
den Überresten eines Opfers leben und kann so Hinweise auf die Liegezeit und
vielleicht sogar Abweichungen zwischen Fundort und Tatort gewinnen.
Zwei Exkursionen bildeten quasi das
Sahnehäubchen der Projektwoche: Das war einmal der Besuch im Polizeipräsidium
in Marburg, wo Herr Lambach aus seiner langjährigen Erfahrung in der
Ermittlungsarbeit, und Herr Kruse aus seiner kriminaltechnischen Praxis in der
Spurensicherung berichteten.
Des Weiteren konnte die Gruppe am
Institut für Rechtsmedizin der Universität Frankfurt eine Fülle von
Insiderwissen von Dr.Amendt, dem Fachmann für Forensische Entomologie und
Dr.Zehner, dem Leiter des DNA-Labors mitnehmen.
Unseren auswärtigen Referenten sei hier
nochmals für die freundliche Aufnahme und die Bereitschaft, einen Teil ihrer
wertvollen Zeit für uns zu opfern, gedankt.
Resümierend danken wir aber auch
unserer Projektgruppe für ihr Interesse, ihre Mitarbeit und die konstruktive
Kritik.
Thomas
Feldpausch, Johannes Koch, Rainer Werel
(1) Siehe den Beitrag zur PCR in der Sparte "Biotechnologie" auf dieser Website
(2) Variable Number of Tandem Repeats, ein Bereichs sich wiederholender Motive von DNA.