Hilfsprojekte

Hilfsprojekt Kindersoldaten und kriegsbetroffene Jugendliche in Uganda :

Schulspenden der Stiftsschule, die (über-)leben helfen

Seit fast fünf Jahren unterstützt die Stiftsschule mit Spendengeldern das Hilfsprojekt meiner Schwester Susanne Dürr in Uganda. Durch den engagierten Einsatz von Schülern und Kollegen unserer Schule z.B. beim letzten Spendenlauf, bei einem Spielzeugbasar im Jahre 2011, bei verschiedenen Kuchenverkaufsaktionen oder anderen Spendensammlungen und durch die große Spendenbereitschaft der Elternschaft und der Schulgemeinde konnten in diesen Jahren vielen ehemaligen Kindersoldaten und kriegsbetroffenen Jugendlichen ein Schulabschluss und eine Berufsausbildung oder ein Studium ermöglicht werden, die ihnen für ihre weitere Zukunft eine sichere Existenz bieten.

Hintergrundinformationen zum Projekt

Ein beinahe 20 Jahre andauernder, unvergleichbar brutaler Konflikt zwischen der Regierung Ugandas und der LRA (Lord’ s Resistance Army, einer Rebellen Organisation unter der Leitung von Joseph Kony) in Norduganda/ Ostafrika ging in den Jahren 2006/2007 zu Ende. Über 1,6 Millionen Menschen waren gezwungen jahrelang auf engstem Raum in Flüchtlingslagern zu leben, um schlimmsten Gewalttaten zu entgehen. Dieser Konflikt kostete unzählige Menschenleben.

Besonders erschütternd war und ist bis heute das Schicksal vieler Kinder und Jugendlicher. Die LRA bestand und besteht auch heute noch (außerhalb Ugandas operierend) zum größten Teil (80-90%) aus Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Sie sind Opfer, die gewaltsam zu Tätern gemacht wurden und in Banden plündernd und mordend im Norden Ugandas, im Sudan und im Kongo unterwegs waren.

Meine Schwester Susanne Dürr lebt in Uganda und hat vor Ort eine private Hilfsorganisation gegründet. Seit Anfang 2005 arbeitet sie mit dem „Bishop Angelo Negri College“ zusammen. Um weiterführende Schulen besuchen zu können, muss in Uganda Schulgeld bezahlt werden. Oftmals können Familien das Schulgeld gar nicht oder nur zum Teil aufbringen, da es in ländlichen Gebieten nur wenig Einkommensmöglichkeiten gibt. Die Familien der Jungen oder die Jungen selbst zahlen von dem Schulgeld nur einen kleinen, für sie erschwinglichen Eigenanteil. Der Rest der anfallenden Kosten wird vom Projekt übernommen. Dieses Modell hat sich über die Jahre sehr bewährt.

Die ursprüngliche Gruppe bestand aus 24 Jungen und jungen Männern, die durch ihre Erlebnisse teils schwer traumatisiert waren. Einige von ihnen waren Kindersoldaten. Sie und andere absolvierten vor allem mithilfe der Unterstützung der Stiftsschule bereits ihren Schulabschluss und ihre Berufsausbildung oder ein Studium. Derzeit besteht die Gruppe noch aus insgesamt elf Jungen und jungen Männern und zwei Mädchen, die demnächst ihre Ausbildungen z.B. als Mechaniker, Lehrer, Buchhalter, Friseur, Schneiderin, Jurist oder Elektriker abschließen werden. Einige der ehemaligen Teilnehmer des Projektes und ihre Geschichte sollen im Folgenden vorgestellt werden.

Schicksale und Erfolgsgeschichten

Samuel vor dem Sitz seines Arbeitgebers 
Samuel vor dem Sitz seines Arbeitgebers

Samuel und sein Bruder wurden von der LRA entführt. Samuel gelang die Flucht, sein Bruder wurde erschossen. Als Samuel von dem Hilfsprojekt hörte, legte er 30 Kilometer mit dem Fahrrad durch das Kriegsgebiet zurück, um sich vorzustellen, in das Projekt aufgenommen zu werden und dadurch wieder zur Schule gehen zu können. Er absolvierte erfolgreich mithilfe des Projektes seinen Schulabschluss und ein Studium der Wirtschaftswissenschaften und arbeitet mittlerweile für eine Microfinance-Organisation.

Oscar lebte mit seiner Familie im Kriegsgebiet in aus dem Krieg resultierender Armut und unter ständiger Bedrohung durch die LRA. Durch die Unterstützung des Hilfsprojektes konnte er einen guten Schulabschluss erreichen und schloss eine Ausbildung zum Buchhalter ab. Mittlerweile ist er aber als Musiker in Uganda sehr erfolgreich und widmet sich in seinen Texten gesellschaftskritischen Themen. Demnächst wird er in Zusammenarbeit mit ugandischen Grundschulkindern und Susanne Dürr ein Musikprojekt gestalten. Daraus soll ein Song resultieren, der ugandische Kinder und Jugendliche dazu auffordert, Eigeninitiative zu ergreifen, den Mut nicht zu verlieren und aus ihrem Leben etwas zu machen.

Gilbert mit Susanne Dürr vor seinem Salon 
Gilbert mit Susanne Dürr vor seinem Salon

Gilbert wurde wie Samuel entführt, beide Eltern wurden im Krieg von der LRA erschossen. Er entschied sich nach seinem Schulabschluss für eine Friseurlehre, die ihm durch das Projekt teilfinanziert wurde. Nach der Lehre begann er in seinem Dorf unter einem Mangobaum mit der durch das Projekt angeschafften Haarschneidemaschine die Dorfbewohner zu frisieren. Er wurde schnell so erfolgreich, dass er mittlerweile einen eigenen Salon besitzt. Diesen nannte er „Answer“, da seine Gebete von Gott erhört worden seien.

Lagara (links) wird durch eine Spende des Abiturjahrgangs 2014 eine Nähmaschine erhalten. 
Lagara (links) wird durch eine Spende des Abiturjahrgangs 2014 eine Nähmaschine erhalten.

Mit einer Spende des Abiturjahrgangs 2014 von 180 Euro wird eine Nähmaschine für Lagara angeschafft. Sie kennt ihr genaues Geburtsdatum nicht, weiß aber, dass sie während des Krieges in Nord-Uganda um 1999 geboren wurde. Sie wuchs ohne Vater in einem kleinen Dorf nahe Gulu auf. Der Verbleib ihres Vaters ist bis heute durch die Wirren des Bürgerkrieges unklar. Ihre Mutter musste Lagara und ihre zwei Geschwister alleine versorgen. Lagara konnte daher nur die Grundschule besuchen. Durch das Projekt wurde ihr der Besuch des "St. Monica Girl's Tailoring Center" in Gulu ermöglicht, wo sie in naher Zukunft ihre Schneiderlehre beenden wird. Lagara wird mit der Nähmaschine in der Lage sein, in ihrem Dorf selbstständig und unabhängig als Schneiderin zu arbeiten und ihr eigenes Einkommen zu erwirtschaften. Dies wird ihr und ihrer Familie in vielerlei Hinsicht sehr helfen und auch ihren Geschwistern eine Schulausbildung ermöglichen.

Ein für uns selbstverständliches Recht auf Bildung ist in vielen Teilen dieser Erde geradezu ein Geschenk. Allen, die dieses Projektes in jeglicher Form unterstützt haben, sei im Namen meiner Schwester und ihrer Schützlinge, denen ein Leben in einer hoffnungsvolleren Zukunft ermöglicht wurde, an dieser Stelle von ganzem Herzen gedankt.

Pia Stürmann