„Puh“, war die erste Reaktion von Thomas Feldpausch (stellv.
Schulleiter) im Anschluss an die Aufführung des Sandmanns von E.T.A Hoffmann
und dies war Ausdruck von Anerkennung und Hochachtung vor der Leistung der
Schülerinnen und Schüler. Natürlich kennt Thomas Feldpausch den Sandmann nach
30 Jahren Tätigkeit als Deutschlehrer recht gut. In dieser Zeit hat er viele
Male schon das Stück besprochen und kennt auch das Urteil Goethes, der das
Stück als krank und oberflächlich bezeichnete, was Thomas Feldpausch zu
folgender Schlussfolgerung veranlasste: „Und dann macht ihr daraus so etwas –
Gratulation!“
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In seinem Inhalt und in seiner Handlung ist E.T.A. Hoffmanns
Sandmann bereits im Original verstörend und ihm nur schwer zu folgen. Im
Zentrum des Dramas – auch als Kunstmärchen der schwarzen Romantik
(Schauermärchen) bezeichnet - steht der Student Nathanael, dessen Vater bei
alchemistischen Experimenten mit dem Advokaten Coppelius während Nathanaels
Kindheit zu Tode kam. Nun glaubt Nathanael in dem Wetterglashändler Coppola den
Advokaten wiedergetroffen zu haben. In seiner Fantasie wiederum sieht Nathanael
wiederum im Sandmann den Coppelius und hält den Sandmann für ein Monster, das Kindern
die Augen ausreißt. Er schreibt in Briefen an seinen Freund Lothar über seine
kruden Fantasien, die Briefe erreichen jedoch seine Verlobte Clara. Der
Protagonist versinkt immer mehr in seinen wüsten Fantasien und Clara wendet
sich von ihm ab. Nathanael verliebt sich nun in Olimpia und erkennt erst sehr
spät, dass sie nur eine automatisierte Holzpuppe ist. Man glaubt er sei nun vom
Wahn befreit und die Hochzeit mit Clara steht bevor. Kurz zuvor steigen Clara
und Nathanael auf den Ratsturm, von wo aus er Coppelius in einer Menschenmenge
wiederentdeckt und stürzt sich vom Turm hinab in den Tod. Von Clara erfährt der
Theaterbesucher oder Leser des Stückes, dass sie Jahre später mit zwei Kindern
auf dem Lande gesehen worden sei. Sie scheint also ihr Glück gefunden zu haben.
Um dem Stück folgen zu können, tritt immer wieder ein
Erzähler auf, der in wenigen Worten den Fortgang des Stückes erläutert und
damit auch das Spiel verständlich macht.
Angesichts der Schwere des Sandmannes und den reduzierten
Ausdrucksmitteln, Fehlen eines stringenten Handlungsstrangs und sprachliche
Umsetzung, im postdramatischen Theater ist das Ausdrucksvermögen und das
Schauspiel selbst umso bedeutsamer. Die handelnden Personen treten auch in
anderer als gewohnter Weise auf. Beispielsweise sind alle Protagonisten
mehrfach besetzt und treten gleichzeitig auf. Monologe und Dialoge werden
beispielsweise auch gemeinsam synchron gesprochen. Die angestrebte Performance
gelang den Schülerinnen und Schülern, angeleitet von Petra Städer und Stefan
Völker, in beeindruckender Weise, so dass man schon von einem professionellen
Auftritt sprechen konnte, der an Intensität und Dichte nichts zu wünschen
übrigließ.
Im letzten Jahr bereits wurde in vergleichbarer Weise der
„Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt umgesetzt und nahm erfolgreich
als Wettbewerbsbeitrag an den Hessischen Schultheatertagen teil.
Damit konnte ein Jahr später bewiesen werden, dass der
gewonnene Preis beim Hessischen Schultheater im letzten Jahr kein Zufall war.
Chapeau!
© Stiftsschule St. Johann Amöneburg