Theater-AG

„Preisgekröntes“ Stiftsschultheater nun auf eigener Bühne aufgeführt

Dass an der Stiftsschule seit vielen Jahren und in allen Jahrgangsstufen eine hervorragende Theaterarbeit geleistet wird ist hinlänglich bekannt und wird bei den alljährlichen Aufführungen der Arbeitsgemeinschaften regelmäßig unter Beweis gestellt.

Mit der diesjährigen erstmaligen Bewerbung zur Teilnahme an den hessischen Schultheatertagen wurde dies über die heimischen Grenzen hinaus durch die zuständige Jury auch hessenweit belegt. Gewürdigt wurde im Juni die Interpretation des Dürenmatt-Stücks „Der Besuch der alten Dame“ der Oberstufen-Theater-AG nicht nur mit der Einladung zur Teilnahme an den Hessischen Schultheatertagen in Schlitz, sondern auch durch ein Preisgeld von 1.500 Euro.

Das Amöneburger Publikum musste jedoch bis jetzt darauf warten, sich selbst von der herausragenden Leistung der Theater AG überzeugen zu können. Wie gespannt viele auf die postdramatische Inszenierung waren, wurde auch daran deutlich, dass die Aula für das zahlreiche Publikum fast zu klein wurde. Dass der Auftritt ankam, bewies der langanhaltende Applaus.

Petra Städer und Stefan Völker als Leitende der Theater AG erläuterten, dass sie mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam die Adaption des Dramas, das nun unter dem Titel „Mensch. Macht. Moral“ aufgeführt wurde, erarbeitet hatten. Besonderen Reiz und Anspruch erlangt die postdramatische Inszenierung dadurch, dass sie weitgehend auf Bühnenbild, Kostümierung und andere Hilfsmittel verzichtet und letztlich alles dem Zuschauer über Gestik, Mimik, Bewegung usw. vermittelt werden muss. Dies gelang in hervorragender Weise, denn schon nach kurzer Zeit fand sich der Theaterbesucher an den unterschiedlichen Schauplätzen, z.B. auf dem Marktplatz wieder, obwohl in der Inszenierung gänzlich auf Kulissen verzichtet wurde. Der Zuschauer selbst wird angeregt über Fragen von Moral und Macht nachzudenken und auch in sich selbst hineinzuhorchen: Die Milliardärin Claire Zachanassian, die ihre Heimatstadt vor vielen Jahren verließ, kehrt zurück und bietet der Kleinstadt eine Milliarde an, wenn sie ihren ehemaligen Geliebten, der sie im Stich ließ, tötet. Die erste Frage, die den Zuschauer fesselt ist diejenige, ob sich die Bürger von diesem unmoralischen Angebot locken lassen, doch bereits kurz darauf horcht er in sich selbst hinein: „Wie würde ich mich verhalten? Ist der Tod eines einzelnen, der sich unmoralisch verhielt nicht gerecht und zum Wohle vieler?“ Damit steht dann beispielsweise die Frage im Raum, was der Wert eines Menschenlebens ist?

Über das Nachdenken über den konkreten Inhalt des Stückes und die in diesem Zusammenhang aufgeworfenen Fragen hinaus, nahm der Zuschauer aber auch manch grundsätzliche Fragestellung im Hinblick auf uns und unsere Gesellschaft zu Fragen von Macht und Moral mit nach Hause und sicherlich wurde in der ein oder anderen Familie im Anschluss mit diesen Denkanstößen weiter diskutiert…

Mitwirkende

Noah Dawedeit

Merlinde Friese

Marie Groß

André Heinzer

Antonia Henkel

Elisabeth Kreyling

Franka Schönwandt

Emily Schunk

Julian Spenner

Sara Steinfelser

Lea Szabo

Johanna Welk

Charlotte-Leonie Wichert

Alejandro Willems-Lizano

Leitung

Petra Städer

Stefan Völker