Einen amüsanten Streifzug durch die Märchengeschichte
erlebten die Zuschauerinnen und Zuschauer, die sich zur traditionellen
Sommeraufführung der Musical-Theater AG kurz vor den Sommerferien aufmachten,
um den Blocks…, äh pardon, Amöneburger Berg zu erklimmen und feines
Unterstufentheater sehen wollten.
Matthias Ehrlich als musikalischer Leiter stellte beim Blick
in die gut gefüllten Zuschauerreihen fest, dass doch sehr viele gekommen seien,
„obwohl wir doch gar keine Werbung gemacht haben.“ Dieser Umstand war
sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass es seine letzte Inszenierung vor
dem Ruhestand war, die er zusammen mit Jörg Christiani auf die Beine stellen
durfte.
Schnell war klar, dass sich das Kommen gelohnt hatte. Mit
viel Wortwitz, Pointen und Augenzwinkern nahmen die jungen Schauspieler auf der
Bühne ihr Publikum schnell für sich ein und erhielten nicht nur am Schluss
langanhaltenden Applaus.
Gleich zu Beginn war dies der Fall als Hänsel und Gretel
sich im Wald verirrten und gesanglich den jeweils anderen dafür verantwortlich
machten, dass er schuld sei, dass man aus dem Wald nicht mehr herausfände. So
singt Hänsel dann völlig gender-unkorrekt: „… das hat man nun davon, wenn man
Frauen die Führung überlässt…“.
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Kurz darauf treffen sie jedoch auf ein Haus und stellen
fest, dass es nicht das Hexenhaus ist, sondern das Haus der 7 Zwerge! Jedoch
zählen sie nur sechs Zwerge und erfahren, dass der siebte Zwerg in den
Vorruhestand ging und aufgrund von Personaleinsparungen nicht ersetzt werde.
Auch das vergeblich gesuchte Hexenhaus ist wirtschaftlichen Erwägungen zum
Opfer gefallen und wurde aus Rentabilitätsgründen geschlossen. Die alte Hexe
verdient sich nun ihren Lebensunterhalt als Klofrau in einem Burgerrestaurant.
Einen Personalnotstand würden die Zwerge jedoch sehr gerne
beheben, nämlich den Verlust ihrer Haushälterin Schneewittchen, die leider
geheiratet hat. Schnell merken Hänsel und Gretel und auch die Zwerge, dass sie
vor einer „win-win“-Situation stehen, denn die beiden Kinder benötigen eine Schlafstätte
und die Zwerge haben Hunger, aber niemanden, der kocht. Also einigt man sich
darauf, dass die beiden eine Nacht bleiben dürfen und dafür die Küche
übernehmen.
Am nächsten Tag machen sich die beiden wieder auf den Weg,
um aus dem Wald herauszufinden und die Zwerge bemühen sich um eine neue
Haushälterin über die Arbeitsvermittlung. Doch das sofort losgeschickte Dornröschen
stellt sich als ewig schläfrig und arbeitsscheu heraus. Es singt denn auch
unter anderem „knack Röschen knack, die Arbeit geht mir auf den Sack…“.
Dornröschen wird unverzüglich herausgeschmissen. „Glücklicherweise“ finden
Hänsel und Gretel aber wieder nicht aus dem Wald und stehen wieder vor Adresse
„Harz 4“, also dem Zwergenhaus. Der „Deal“ des Vortages wird wiederholt und
auch in den Folgetagen erweisen sich die geschickten Rapunzel und auch
Aschenputtel nicht als die optimalen Haushälterinnen. Die eine, weil sie nur
mit ihren Haaren beschäftigt ist und sich diese anschließend in jeder Tasse und
auf jedem Teller wiederfinden und die andere, weil sie eine solche Aufräumwut
an den Tag legt, dass die Zwerge ihr eigenes Zuhause nicht wiedererkennen.
Endlich erkennen die Zwerge, was eigentlich schon lange
offensichtlich ist: Hänsel und Gretel sind die Lösung! Die sind auch sofort
einverstanden und aus der Notlösung wird eine von allen sehr geschätzte
Geschäftsbeziehung mit Vorteilen auf beiden Seiten.
Nach diesem „Happy end“ gab es den wohlverdienten
langanhaltenden Applaus und Schulleiter Hans-Georg Lang dankte den beiden
AG-Leitenden und insbesondere Matthias Ehrlich für die geleistete Arbeit in den
letzten Jahrzehnten, was dieser in der ihm typischen Art kommentierte: „Ich
habe nur meinen Job gemacht, wie jeder andere auch.“
Vielen Dank und auf baldiges Wiedersehen!
© Stiftsschule St. Johann Amöneburg