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Nicht jeder Weg führt gerade ans Ziel

Wenn die Sendung mit der Maus über den Bildschirm flimmert, dann ist oft ein Beitrag von Tierfilmer Dr. Arndt Brüning dabei - der nun an seine alte Schule zurückkehrte.

 

Amöneburg. 120 Stiftsschüler lauschten gebannt, als Dr. Arndt Brüning sie über seinen außergewöhnlichen Berufsweg informierte. Zwei Unterrichtsstunden nahm sich der Tierfilmer aus Heskem Zeit, um der Frage nachzugehen, wie er zu seinem außergewöhnlichen Beruf gekommen war.
Organisator der Veranstaltung war der Verein Amoeneburgia. „Wir wollen euch ermutigen, Begabungen und Leidenschaften zu folgen und auch einmal Pfade zu betreten, die so nicht vorgesehen sind“, erklärte der Vereinsvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Stefan Heck den Schülern der Stufe Q4 und des Bioleistungskurses der Stufe Q2.

Anhand einer Kamera berichtete Dr. Arndt Brüning den Stiftsschülern über den Wandel in der Filmtechnik.

 

Brüning hatte im Jahr 1980 an der Stiftsschule sein Abitur - mit den Leistungskursen Latein und Chemie - gemacht. Es folgte ein Studium der Biologie in Marburg mit Schwerpunkt Zoologie, Botanik, analytische Chemie und Bodenkunde. Ein dreijähriger Forschungsaufenthalt (1992 bis 1995) führte ihn in die Regenwälder Costa Ricas. Die Universität verließ er mit einem Diplom in Biologie und einer Promotion in Tierökologie.

Freundin beeinflusste die Wahl des Studiums

Von 1995 bis 2000 erstellte er 16-Millimeter-Naturfilme für Schulen und Universitäten. Von 2000 bis 2002 wirkte er bei internationalen Naturfilmproduktionen für das ZDF und den NDR mit. Seit 2003 ist Brüning Autor, Kameramann und Produzent von Naturfilmen im Kinderfernsehen des WDR.
Doch so einfach, wie sich der Lebenslauf liest, war dieser Weg nicht. Nach dem Abitur habe er sich gefragt, wo seine Interessen und Stärken liegen - aber nur mit „keine Ahnung“ antworten können, erinnerte er sich. Ein Studium habe nahegelegen, und verschiedene Nebenjobs hätten schnell zu der Erkenntnis geführt, was keinen Spaß mache.
Nach dem Wehrdienst, bei dem er „alle Naivität verlor“, erschien ihm die Aussicht, nicht zu wissen, was der nächste Tag bringt, „nur allzu verlockend“. Gemeinsam mit einem Freund (und zwei Yamahas) nahm er sich eine dreimonatige Auszeit.

Spinne bringt ihn auf den Geschmack

Danach erinnerte sich der „Junge vom Land“, dass Bücher und Filme wie die von Jacques-Yves Cousteau, des Zoologen Hans Fricke und von Bernhard Grzimek ihn schon immer interessiert hätten. Seine Freundin redete ihm seinen Wunsch, Meeresbiologie in Kiel zu studieren aber aus. Letztendlich studierte er Biologie in Marburg - was „interessant genug“ geklungen habe. Gleichzeitig startete er mit der Naturfotografie. Naturfilme habe er im Fernsehen immer intensiv verfolgt, erzählte der 54-Jährige und die Frage sei aufgetaucht, wie man Tierfilmer werde. „Es gab keine Stelle, wo man das hätte lernen können“, berichtete Brüning den Schülern. Also habe er Kontakt zu etablierten Tierfilmern aufgenommen und sei bei ihnen „mitgelaufen“.
Für seine Doktorarbeit ging er in die Regenwälder Costa Ricas, um eine dort lebende Spinnenart zu untersuchen. Er stellte einen Forschungsantrag, erhielt zwei Stipendien, lernte nebenbei Spanisch und bereitete sich auf das Leben im Urwald vor. Unterstützung erfuhr er von seinem Marburger Professor für Ökologie, Hermann Remmert.
Als er in Costa Rica ankam, war die Spinne nicht da, berichtete Brüning, der von seinem Forschungsaufenthalt faszinierendes Bild- und Tonmaterial mitgebracht hatte. Und so beschrieb er eine neue Spinnenart. In dieser Zeit entstand die Idee, das Verhalten dieser Tiere im Film festzuhalten. „Das hat so viel Spaß gemacht, und ich wusste, das ist vielleicht etwas, dass ich später machen will“, erinnerte sich Brüning.
Auszeiten, reisen, sich vom Schulsystem lösen, kalkulierbare Risiken eingehen und mit Abstand zurückblicken, um sich selbst zu finden - all das gab er den Schülern als Rat mit auf den Weg.


von Karin Waldhüter

Quelle: Oberhessische Presse vom 23.4.2015